Tulip-PhotoschoolScharf wie Peperoni

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Scharf wie Peperoni - den Autofokus gezielt nutzen

Nicht nur Menschen profitieren von der Schärfe am richtigen Fleck

„So was Blödes: Das wäre ein echt schönes Bild von Max und Anna, aber leider ist es total unscharf geworden!“ - Ärgerlich, irgendwas ist schief gelaufen.
Obwohl, Moment mal: Da, die Wandtapete im Hintergrund zwischen den beiden ist richtig gestochen scharf, na toll ...

Was ist passiert?
„Schuld“ ist der Autofokus Ihrer Kamera. Der stellt nämlich normalerweise genau in der Bildmitte scharf. Sollte das anders sein, zum Beispiel wenn Sie die Gesichtserkennung eingeschaltet haben: Überlassen Sie Ihrem Fotoapparat nicht die Regie - weg mit Automatiken, die Ihnen die Kontrolle aus der Hand nehmen.

Wenn Sie den Auslöser ganz sanft antippen, sehen Sie im Sucher oder auf dem Monitor einen kleinen Rahmen kurz farbig aufleuchten; das ist das aktive Autofokus-Feld.

Und bei der Aufnahme von Max und Anna? Da hat die Kamera alles ganz richtig gemacht – Fokus in der Mitte, wo leider weder Max noch Anna waren, sondern die Wand. Kurz: Brav auf den falschen Bildteil scharf gestellt.

Der Trick mit dem „Halb-Auslösen“

Wir suchen automatisch nach der Schärfe im Bild - das können Sie ausnutzen, um Bildteile zu betonen

Glücklicherweise lässt sich der Autofokus relativ leicht überlisten: Richten Sie die Kamera zuerst direkt mit dem mittigen Fokuspunkt auf den wichtigsten Bildteil, und drücken Sie den Auslöser ganz sacht ein wenig (!) herunter. Jetzt stellt sich Ihr Objekt scharf – der Autofokus reagiert auf das „Auslösen bis zum ersten Druckpunkt“.
Jetzt geht’s weiter, anfangs ein wenig ungewohnt: Lassen Sie den Finger in dieser Position, also halb gedrückt, auf dem Auslöser. Nun können Sie die Kamera schwenken, so dass das eigentlich von Ihnen gewünschte Bild im Sucher/auf dem Monitor zu sehen ist. Der Fokus bleibt – und liegt jetzt außerhalb der Mitte. Und jetzt lösen Sie ganz aus – Klick, das Bild ist „im Kasten“, und die Schärfe sitzt!
Vielleicht müssen Sie anfangs ein bisschen üben, um das mit dem Halb-Drücken hinzubekommen. Und: Wenn Sie das mal mit einer „fremden“ Kamera versuche, werden Sie merken, dass jeder Fotoapparat anders reagiert – man muss sich also neu einspielen. Aber keine Angst: Das geht schnell, und dann macht es richtig Spaß!

… dann klappt´s auch mit dem Portrait

Wenn Sie nicht aufs Auge scharf stellen, wird es ein Wiesen- statt eines Pferdeportraits

Gleich noch eine Anmerkung zu Portraits, egal, ob von Menschen oder Tieren: Wir nehmen immer Augenkontakt auf, um unser Gegenüber einschätzen zu können. Deswegen gilt auch für Fotos: Immer auf die Augen scharf stellen - und die sind ja nicht zwangsweise in der Bildmitte.

So können Sie sich das mit der Schärfe vorstellen: Ihr Motiv ist in „Scheiben“ aufgeteilt,  Vorder-, Mittel- und Hintergrund und beliebige Zwischenschritte.
Alles, was gleich weit weg ist, gehört zur selben Scheibe und wird scharf gestellt.
Wenn Sie möchten, können Sie auch die Dicke Ihrer Schärfen-Scheibe selbst auswählen - wie das geht, erfahren Sie im Kapitel "Blende und Schärfentiefe".

Die Schärfe „im Finger“

Beim Beachvolleyball wird nah am Netz gespielt - vorher drauf scharf stellen und den richtigen Zeitpunkt abpassen

Den Trick mit dem Fokus-Verschieben können Sie auch wunderbar gebrauchen, wenn Sie Bilder von Menschen, Tieren oder Fahrzeugen machen möchten, die sich schnell bewegen: Wichtig ist in all diesen Fällen, dass Sie sich einen Fokussier-Punkt suchen, der ungefähr gleich weit weg ist wie die Person, die Sie gleich aufnehmen möchten. Und Sie müssen quasi vorausahnen, wo Ihr Objekt demnächst auftauchen wird – vielleicht müssen Sie zuerst ein bisschen die Bewegunsgewohnheiten studieren.

Vorbei also die Zeiten, als auf den Fotos von Ihrer Katze immer nur noch der Schwanz zu sehen war, weil sie schon längst wieder vom Sofa herunter gesprungen war, bevor die Kamera scharf gestellt und ausgelöst hat.
Suchen Sie sich einen Punkt, an dem Ihre Katze wahrscheinlich gleich vorbei kommen wird. Stellen Sie mit Halb-Auslösen auf diesen Punkt (z.B. die Sofalehne, auf der sie immer längs balanciert) scharf und behalten Sie diese Schärfe „im Finger“. Jetzt müssen Sie nur noch warten, bis Ihr Objekt der Begierde just dort im Bild erscheint – Klick, fertig!

Wenn der Autofokus Probleme hat

Straßenmarkierungen können kontrastreiche Hilfs-Punkte sein: Erfahrungsgemäß kommt der Motorradfahrer dort irgendwann vorbei - und Klick!

Manchmal hat der Autofokus Schwierigkeiten mit dem Scharfstellen - er zoomt rauf und runter und findet die Schärfe einfach nicht.
Denn er braucht einen Kontrast, quasi als Kante zum Schärfe erkennen. Suche Sie sich also einen Ersatz für weiße Wände, rein grauen Asphalt oder sonstige einfarbige Flächen, irgendetwas in ungefähr der gleichen Entfernung. So unterstützen Sie die Technik Ihrer Kamera.

Noch ein Tipp zu sehr schnellen Motiven: Skiläufer, Radrennfahrer oder Sprintläufer bekommen Sie von schräg vorne leichter ins Bild als beim direkten Vorbeihuschen. Das ist bei "lauten" Sportarten ein wenig einfacher - auch wenn es seltsam klingt: Fotografieren Sie "nach Gehör". Suchen Sie sich einen Aufnahmepunkt, von dem aus Sie Einblick auf die Strecke haben, fokussieren Sie auf einen Punkt darauf und passen Sie den richtigen Augenblick ab. Aber egal, wie groß das Rennfieber ist: Bitte achten Sie auf Ihre Sicherheit!

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